Janis Quintino

3D - Animation & Fantasy

Die Ritter der Zonoomen

 

Kein Trommelschlag, keine Blashörner, keine Trompeten, nicht einmal Gesang. Die Ritter des Ordens der Zonoomen wanderten durch das leicht weiß geblasste etwas neblige wilde Element des Winterwaldes. Der Schnee war kaum sichtbar, doch Eiskristalle hafteten an den heruntergefallenen Ästen, wie weiße Gerippe toter Tiere oder gar Menschen. Die dünnen hochgeratenen Bäume waren, mit dicht geriffelter Rinde, die scheinbaren Träger und Stützpfeiler der erdrückenden dennoch weiten Atmosphäre. Als wäre der Ort eingefroren in seinem Schicksal der Zeit.

 

Die Ritter kamen aus dem weißen Schatten des Waldes. Und hinterließen ein geflecktes Grau. Sie wirkten fehl am Platz, als wäre der Wald mehr ein Gemälde - ruhig, uninteressiert, ungesehen und keinesfalls aufmüpfig. Als wäre ein Anwesender unerwünscht und zerstöre den Gedanken des Künstlers an einen Menschen und ein tierloses reines Gefilde. Dennoch, da waren sie und tauchten auf aus dem hellen Schatten - warfen schwarze Schatten in die eisige weiße Prärie. Selbst das Schicksal schien erstarrt. Die Vereinigung war uralt. Jedes Jahr marschierten sie zu der Ruine von Braundemmn, um die Prinzessin zu ehren, die dort ihren Tod fand. Damals war das Schloss des unsäglichen Fürsten zerstört worden. Männer hatten die Prinzessin dorthin entführt - zwei Verräter aus den eigenen Reihen wurden festgenommen. Hunderte Beteiligte waren geflüchtet. Eine Intrige und Unloyalität waren Teil ihres eigenen Stammes gewesen. Sie heiligten die Ruine und wie Geister wanderten sie durch den Wald auf der Suche nach einem Sinn, weshalb sie hatte leiden und sterben müssen. Die Welt war eine grausame. Wohl hatten die Ritter ihren Tod noch nicht akzeptiert. Sie froren, selbst unter ihren dicken Pelzen und Rüstungen. Es war ein gemeinsames Frieren, ein seelisches, der Anführer der Zonoomen und die Ritter, die aus Freiwilligen bestanden.

 

Die Krieger des Zonoomen, sie kamen von vier Stämmen und schlossen sich dem Heer an um die Schlossruine immer wieder zu besuchen. Doch was genau sie dort taten, blieb noch immer geheim. Eigenartig, dass es nicht herauskam, wozu sie den weiten Weg jedes Jahr zurücklegten. Eigenartig - was war ihre Motivation? Warum kamen sie, ohne Gold oder Ruhm zu ernten? Waren es wirklich Menschen oder gar Geister? Es wurde erzählt, dass Freiwillige sich im Artengraf sammelten. Um diese Zeit wurden die Stämme jedoch unter das Gesetz der Loyalität gesetzt. Das hieß, keiner durfte für fremde Heerführer in die Schlacht ziehen. Doch sie zogen auch in keine Schlacht. Sie wanderten zur Ruine. Sie hatten ihren Tod nicht akzeptiert und wanderten noch immer zu ihr, um einen Befreiungskrieg, eine immer wieder kehrende Rettungsaktion durchzuführen. Waren es die Geister der Soldaten, die sie damals nicht retten konnten? Denn eine Wanderung zu dieser eiskalten Jahreszeit war für Menschen bekanntermaßen unmöglich. Es lagen keine Höfe auf dem Weg und so viel Proviant, wie für solch einen Weg benötigt wurde, konnte nicht mitgenommen werden. Die Landschaft war vom eisigen Tode heimgesucht. Der Fürst von Banobu hatte sie zwingen wollen mit ihm einen Nachkommen zu zeugen. Sie weigerte sich. Sie hatte sich zur Wehr gesetzt und wurde in dem Moment in Braundemmn gehängt, als die eigenen Soldaten sie retten wollten. Zu spät.

 

Schweigend liefen die Ritter durch den Wald. Keiner zeigte ihnen den Weg. Sie liefen wie von Geisterhand gesteuert. Es wurde nebliger. Dann waren sie verschwunden. Hatten sie den Wald verlassen? Waren sie jemals real gewesen, oder nur eine Idee? Eine Tugend, wenn man so wollte. Es gab keine Fußspuren im Schnee. Gut, vielleicht war es schon mehrere Wochen her, seit sie hier vorbeigeschritten waren. Ja, es waren gewiss geisterhafte Erscheinungen! Kein Mensch hätte jemals solche loyalen Gedanken und solch eine Treue einer Prinzessin gegenüber hegen können, dass er jedes Jahr symbolisch die Rettungsaktion durchführte, die damals zu spät kam.

 

Ja damals – es war schon so lange her, dass sie hingerichtet wurde – viel länger als ein Menschenleben dauerte. Und nur die, die damals gelebt hatten, die die zu spät kamen, nur die hätten die Motivation alljährlich aufzubrechen und die Prinzessin zu ehren. Sie hatten mehrere Stämme auf ihre Seite bekommen und angeheuert sie zu retten. Doch vergebens. Jahr für Jahr, über ihren Tod hinaus versuchten sie nun aufs Neue wieder gutzumachen, was nicht wiedergutzumachen war. Treuergeben und scheiternd.

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